Das Gehirn ist das komplexeste Organ des menschlichen Körpers. Operationen, etwa im Zuge der Behandlung von Hirnblutungen, gehören zu den schwierigsten Eingriffen überhaupt und stellen Chirurgen vor eine enorme Herausforderung. Millimeter können darüber entscheiden, ob ein Patient wieder gesund wird oder künftig mit Beeinträchtigungen leben muss. Im Extremfall geht es um Leben und Tod. Präzision ist in der Neurochirurgie das entscheidende Kriterium. Modernste Medizintechnologie einerseits und bestens ausgebildete Ärzte andererseits trugen in den letzten Jahren wesentlich dazu bei, die Sicherheit und damit den Anteil positiver Operationsverläufe zu heben. Doch gerade in punkto Training und Planung von Eingriffen sehen die Experten dank neuer Technologien Entwicklungschancen.
Schon heute zählen Österreichs Neurochirurgen zu den besten der Welt. Spätestens mit dem Engagement des international anerkannten Spezialisten für zerebrovaskuläre Neurochirurgie und neurochirurgische Intensivmedizin, Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber, als Lehrstuhlinhaber an der Medizinischen Fakultät Linz im November 2016, hat das Kepler Universitätsklinikum seinen Ruf als führendes und größtes Kompetenzzentrum des Landes gefestigt. So lag es fast auf der Hand, im Zuge der Initiative „MED UP - Medical Upper Austria“, das als eine von vier Handlungsempfehlungen formulierte Leitprojekt zur weiteren Stärkung des Bundeslandes als innovativen MedTech-Standort im Feld der Neurochirurgie anzusiedeln.
„Es ist großartig, dass wir dieses Leitprojekt in Oberösterreich haben. MEDUSA katapultiert uns in Forschung und Entwicklung ganz nach vorne.“Interview mit Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber
Eine hybride neurochirurgische Trainings- und Planungsplattform soll die reale und virtuelle Welt miteinander verbinden, um vielseitige und realistische Trainingsmöglichkeiten zu schaffen. Chirurgen können so den künstlich gefertigten Patienten haptisch fühlen und innere, ansonsten nicht sichtbare anatomische Strukturen in Form von virtuell erzeugten Hologrammen sehen. Die Mixed Reality-Anwendung, die durch das Projekt „Medusa“ geschaffen wird, soll einerseits in der Ausbildung junger Chirurgen Einsatz finden, andererseits durch das Miteinbeziehen echter Patientendaten der konkreten Vorbereitung komplexer Operationen dienen.
Über mikrochirurgisches Aneurysma Clipping
In der Behandlung intrakranieller Aneurysmen haben sich zwei Methoden etabliert: das endovaskuläre Coiling und das mikrochirurgische Clipping. Sie ergänzen einander, abhängig von Größe, Form und Lage des jeweiligen Aneurysmas. In rund zwei Drittel der Fälle entscheiden sich die behandelnden Ärzte für einen Verschluss des Aneurysmasacks mit Platinspiralen, die mit einem Mikrokatheter über den Gefässweg platziert werden (Coiling). Dies gilt als schonendere Therapie mit knapp geringeren Komplikationsraten. Etwa ein Drittel der Fälle erfordert jedoch die Öffnung des Schädels und den Verschluss des Aneurysmas mit einem oder mehreren Clips (Clipping). Auf diese Weise können auch komplexe, endovaskulär nicht behandelbare Aneurysmen ausgeschaltet werden. Die häufig drei bis sechs Stunden dauernde Operation wird unter dem Mikroskop durchgeführt.
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